von mir selbst behaupte ich immer, ich sei ein Füllhorn an Sprichwörtern und Aphorismen. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, beinhaltet dies vermutlich auch eine ganze Reihe von Floskeln. »Alles wird wieder gut« bildet hier sicherlich keine Ausnahme. Um so mehr musste ich über eine Rezension von Gisela Hack-Molitors literarischer Skizze »Lotte Paepcke. Es wurde nicht wieder gut« nachdenken. Lotte Paepcke (1910-2000), die als Juristin jüdischer Herkunft im Dritten Reich zunächst verfolgt und später zur Flucht gezwungen wurde, avancierte im Nachkriegsdeutschland zur preisgekrönten Autorin und Journalistin. Mit einem Begriff aber haderte sie zeitlebens: »Der Begriff der Wiedergutmachung ist unzutreffend und irreführend, da die Schäden durch Verfolgung, Beraubung, Versklavung, durch Freiheitsentzug und Ermordung unter dem nationalsozialistischen Regime nicht wieder gut gemacht werden können«. Gerhard Maier schreibt für das Heidelberger Prediktforum: »Am beeindruckendsten war für mich, Paepckes Schicksal in ihrer Innensicht und das ihrer Familie zu erleben. So wird der Untertitel voll verständlich – und man kann wohl niemals mehr den billigen Satz ›Alles ist/wird gut‹ sagen«. Vielleicht sollte ich ein wenig mehr acht auf die Floskeln geben, die ich tagtäglich von mir gebe. Ihr Matthias Grüb
PS: Die Buchpremiere zu Gisela Hack-Molitor: Lotte Paepcke findet morgen Abend, 24.10.23, in Freiburg statt (SWR Studio Freiburg, Schlossbergsaal, Kartäuserstraße 45, 79102 Freiburg, 19 Uhr). PPS: Ein ganz großes Dankeschön den vielen Menschen, die ich auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse treffen durfte. Ich hatte immer gedacht, besser als 2022 kann es nicht werden, ich habe mich getäuscht.