zu Mark Twain hatte ich bestenfalls ein ambivalentes Verhältnis. Ernest Hemingway, von dem Sie als eifrige Newsletterlesende mittlerweile wissen, dass ich sein Werk sehr verehre, schrieb in Die grünen Hügel Afrikas: »Die gesamte amerikanische Literatur stammt von einem Buch von Mark Twain namens Huckleberry Finn ab. Vorher gab es nichts. Seitdem gab es nichts, was dem gleichkommt«. Für den »Huckleberry« mag das zutreffen, für den »Bummel durch Europa« wohl eher nicht. Die satirisch-humoristische Sprache Twains habe ich bei der Lektüre oftmals als zu gewollt empfunden. Dementsprechend zurückhaltend war ich, als Thomas Fuchs, der meine Hochachtung vor Hemingway teilt, mit einer Buchidee zu Mark Twain am Neckar kam. Seitenweise Redundanzen habe ich erwartet. Heute bin ich froh, dass ich Thomas Fuchs nachgegeben habe. In gewohnt leichter und lockerer Art holt er den Mann, der einmal fast den Literaturnobelpreis gewonnen hätte, ins 21. Jahrhundert. Ob die Flussfahrten auf dem Neckar den großen amerikanischen Autor tatsächlich zu seinem »Huckleberry« inspiriert haben, kann mit Sicherheit heute keiner mehr sagen, dass aber die deutsche Sprache manchmal auch ganz schön »schrecklich« sein kann, da stimme ich mit Twain vollkommen überein. Ihr Matthias Grüb
Wenn Sie sich noch ein bisschen mit der »schrecklichen deutschen Sprache« beschäftigen wollen, hier nochmals ein Twain:
Möchten wir in unserer aufgeklärten Sprache von »our good friend« oder »friends« sprechen, so bleiben wir bei dieser einen Form und haben deswegen keinen Ärger und hegen keinen Groll; aber mit der deutschen Sprache verhält es sich anders. Bekommt ein Deutscher ein Adjektiv zu fassen, dekliniert er es und dekliniert es immer weiter, bis der praktische Sinn vollständig herausdekliniert ist. Es ist so schlimm wie im Lateinischen. So sagt er zum Beispiel:
SINGULAR Nominativ – Mein guter Freund, my good friend Genitiv – Meines guten Freundes, of my good friend. Dativ – Meinem guten Freund, to my good friend. Akkusativ – Meinen guten Freund, my good friend. PLURAL N. – Meine guten Freunde, my good friends. G. – Meiner guten Freunde, of my good friends. D. – Meinen guten Freunden, to my good friends. A. – Meine guten Freunde, my good friends.
The Awful German Language (vollständiger Nachdruck in der englischsprachigen Wikisource)