manche Autorin und mancher Schriftsteller hinterlassen ein derart großes Werk, dass einem schnell einmal der Überblick abhandenkommt. Goethe zum Beispiel soll an die 10.000 Werke – Gedichte, Briefe, Aufsätze, Dramen, wissenschaftliche Arbeiten – hinterlassen haben. Bei Henry James, der sich rühmen kann, u.a. James Joyce oder John Dos Passos beeinflusst zu haben, dürften es ein paar weniger sein. Aber auch von ihm sind allein 20 Romane und über 100 Novellen bekannt. Ich würde mich selbst nicht als Henry-James-Kenner, vielleicht aber doch als Liebhaber bezeichnen. Insbesondere um 1880 herum entstanden mit Washington Square und The Portrait of a Lady zwei Romane, die ich aufgrund ihrer feinen Charakterstudien sehr schätze. Umso erstaunlicher kommt es mir heute vor, dass ich den dritten Roman dieser Schaffensperiode, Confidence oder zu Deutsch Vertrauen, nicht im Blick hatte. Und ebenso erstaunlich finde ich es, dass der Roman lange Zeit vergriffen war. Das haben wir mit Hilfe von Hans-Christian Oeser und Alexandra Titze-Grabec geändert. Eine wunderbar verwobene und leichte Romanze, die in der Toskana genauso verfängt wie in Baden-Baden oder in der Normandie. Ich wünsche Ihnen eine glückliche und romantische Lektüre und eine ebensolche Sommerzeit. Ihr Matthias Grüb
PS: Halten Sie es eher mit Thomas Hardy oder T.S. Eliot? Für Hardy war Henry James ein Autor, der »in endlosen Sätzen nichts sagen konnte«, für Eliot der »intelligenteste Mensch seiner Generation«. Jens Wonneberger vom Dresdner Stadtmagazin meint hierzu ausgleichend: »Vertrauen liegt irgendwo dazwischen«. PPS: Das schönste Zitat über Henry James aber stammt von Alexander Cammann aus der Zeit: »Ein Leben ohne Henry James ist möglich, aber sinnlos«. Was soll man dem noch hinzufügen?